Waschbär-Jagd

Liebe Gartenfreunde,

nach Beschluss des Vorstands vom 05.09.2022 und mit Unterstützung des Stadtverband Leipzig der Kleingärtner e.V. wird ab sofort in unserem Gartenverein der Waschbär durch einen bestellten Jäger bejagt. Weil die meisten von euch den vorwiegend ab ~22 Uhr aktiv werdenden Waschbären nie zu Gesicht bekommen und womöglich nichts von der akuten Gefahr ahnen, möchten wir euch diese Entscheidung erläutern:

Auf dem Gelände unseres KGV befinden sich sowohl auf der Nord- als auch der Südseite mehrere Nester, von denen jedes bis zu 8 Tiere enthalten kann. Bereits ein Waschbär schädigt dabei das ökologische Gleichgewicht des KGV massiv und ist obendrein eine gesundheitliche Gefahr für uns Menschen.

 

- Schaden -

In Zahlen hat der Waschbär allein auf unserem Gelände seit 2020:

 

- Gefahr für den Menschen -

Zusätzlich trägt der Waschbär einen, für uns Menschen extrem lebensgefährlichen, Spulwurm im Darm. Zirka 75% der in Deutschland lebenden Waschbären weisen eine Verseuchung mit diesem Spulwurm auf.
Genauer gesagt sind die Larven des Spulwurms (Baylisascaris procyonis) für uns so gefährlich.  Es ist statistisch gesehen sehr einfach, euch in eurem Garten mit diesen Larven zu infizieren. Kinder infizieren sich noch einfacher als Erwachsene, sie haben zudem schwerere Verläufe.

Denn jede Parzelle im Gartenverein weist mittlerweile mindestens 1-3 Kothaufen eines Waschbären auf. Jeder Kothaufen enthält dabei mehrere Millionen Eier dieser Spulwürmer. Diese Eier sind mikroskopisch klein, können durch den Wind getragen werden, überdauern im Freien jahrelang und bestehen gegen alle unsere klimatischen Bedingungen. Ihr kommt mit den Eiern am ehesten in Kontakt, etwa wenn ihr in einen trockenen Kothaufen tretet und sie aufwirbelt, wenn eure Kinder im Garten spielen und sich dabei Sachen in den Mund stecken oder wenn ihr Obst und Gemüse aus eigenem Anbau ungewaschen verzehrt. Oder wenn ihr eben direkten Kontakt zu den Tieren und ihren Nestern oder ihrem Kot habt.

Die Infektion:
Die Eier gelangen durch oben genannte Gründe in den menschlichen Atmungs- oder Verdauungsapparat. Hustet man und schluckt die Spucke herunter, erfolgt der Wechsel von der Lunge in den Verdauungstrakt. Dort angekommen wandern die Eier in den Dünndarm, hängen sich fest und reifen zu Larven mit einer Größe von 60 µ heran. Anschließend durchbrechen sie die Darmwand und versuchen euch als Wirt durch Abwanderung in die umliegenden Organe und Schädigung derer, aktiv zu schwächen. Passiert das bspw. einem Vogel, frisst der Waschbär den dann geschwächten Vogel, die Larven landen wieder im Waschbärdarm und reifen zu Würmern. Die legen Millionenfach Eier auf den Kot, die der Waschbär dann ausscheidet. Der Kreislauf beginnt von vorn.

Beim Menschen klappt dieser Kreislauf nicht, weil unsere Organe und wir als Wirtskörper zu groß sind. Wir sind ein sogenannter Fehlwirt. Also irren die Larven für Wochen ziellos im menschlichen Körper umher, fressen sich durch zur Leber, dem Herz und der Lunge sowie anderen Organen (viszerale Larvenmigranen-Infektion, Standard) und bohren sich ein einzelnen Fällen nach 2-4 Wochen bis hoch zum Gehirn (zoonotische Infektion) oder den Augen (okulare Infektion). Die letzteren beiden passieren vorwiegend bei Kindern, aufgrund der geringeren Körpergröße. Dort angekommen schädigen sie das Nervensystem und machen den Wirt binnen Stunden zu einem Vollinvaliden. Oftmals sterben die Larven nach einigen Wochen im Wirtskörper ab und erzeugen anschließend weitere schwere Organschäden durch ihre Verwesung. Erreichen sie das zentrale Nervensystem, können sie allerdings weiter bis zu einer beachtlichen Größe heranwachsen (bis zu 24 cm bei Weibchen und 12 cm bei Männchen).

Ein gesunder Mensch kann einen solchen Befall von wenigen Larven durchaus auch ohne erkennbare Symptome oder Komplikationen überstehen!

Nach persönlicher Recherche des Autors waren im Jahr 2021 & 2023 weder die Tropenabteilungen des Diakonissenkrankenhauses, noch des St. Georg und auch nicht die des Uniklinikums in Leipzig auf die Untersuchung/Diagnosestellung mit einem solchen Larvenbefall vorbereitet! Hausärzte erst recht nicht.

Symptome:
Trotz des Fakts, dass die Leipziger Ärzte darauf nicht vorbereitet sind, muss man regulär über den Hausarzt gehen. Jede Stunde zählt!
Symptome sind etwa:

eine Woche nach der Aufnahme der infektiösen Eier. Im weiteren Verlauf kann es zu Hepatologie (vergrößerte Leber) und Leukozytose (erhöhe Anzahl weißer Blutkörperchen) kommen.

Nennt dem Arzt diese Fakten:

  1. Es existiert zum jetzigen Zeitpunkt noch kein kommerziell erhältlicher serologischer Test zur Diagnose einer Baylisascaris procyonis-Infektion.
  2. Ein möglicher Befall ist nicht über eine Stuhlprobe nachweisbar, weil die Larven nach dem heranwachsen im Dünndarm in den Körper abwandern.
    • Ein Mensch kann als Fehlwirt niemals Eier oder gar Würmer von Baylisascaris procyonis im Stuhl haben.
    • Wenn selbst der führende Arzt der tropischen Infektionskrankheiten des Leipziger St. Georg im Mai 2023 trotzdem auf Stuhlproben besteht, zeigt das leider, wie wenig das Krankheitsbild einer Baylisascaris procyonis-Infektion in Deutschland bekannt ist. Nämlich gar nicht.
  3. Durch Urinproben und Blutproben die auf Antikörper gegen Baylisascaris procyonis getestet werden, lässt sich ein Befall am ehesten nachweisen.
  4. Eine Gewebeuntersuchung auf die anfangs 60 μ großen Larven ist herausfordernd und erfordert viel Erfahrung.
  5. Alternativ sind es die eosinophile Pleozytose des Liquors, periphere Eosinophilie und tiefe, insbesondere periventrikuläre Anomalien der weißen Substanz, die bei einer MRT-Untersuchung des Gehirns im Falle einer zoonotischen Infektion beobachtet werden können.
  6. Ein Augenbefall bei einer okularen Infektion kann durch eine Sichtprüfung erfolgen.

 

Behandlung:
Albendazol (25 bis 50 mg/kg oral 1-mal täglich über 10 bis 20 Tage), als Übergangslösung Mebendazol oder Ivermectin. Zusätzlich Kortikosteroide.

 

Was könnt ihr also gegen diese akute Gefahr unternehmen?

Woran ihr einen Waschbär-Kothaufen erkennt?

Hunde:
Nach neusten Studien können auch Hunde als Endwirt fungieren, in denen sich der Entwicklungszyklus der Larve zum Wurm schließt. Somit sind auch Hunde in der Lage über ihren Kot infektiöse Larveneier abzusondern, die den Menschen infizieren können.

 

- Allgemeine Informationen -

Der Waschbär stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde in Deutschland auf Pelzfarmen gehalten. Dort entkamen gegen Ende des zweiten Weltkrieges 20 Tiere aus einer Pelzfarm bei Berlin und vermehren sich seitdem explosionsartig in der ganzen Bundesrepublik.

Weil er ein Allesfresser ist, nimmt er nun gerne unsere reichlich gedeckten Komposte als Einladung, um sich bei uns heimisch zu fühlen. Um es sich noch gemütlich zu machen, reißt er dafür die Dachböden eurer Lauben oder Schuppen auf und produziert in den dort gebauten hoch gelegenen Nestern pro Wurf ein- bis zweimal im Halbjahr 3-5 Nachkommen. Während die Weibchen immer in der Nähe des Nestes bleiben, haben die Männchen ein Einzugsgebiet von bis zu 2km².
Die Tiere sind extrem intelligent, sehr lern- und anpassungsfähig und wahre Überlebenskünstler. Sie sind das gesamte Jahr über aktiv, bestehen gegen Frost und halten nur leichte Winterruhe.

Der Waschbär zählt daher als invasive Art, bzw. als Schädling, weil weder unsere Pflanzenwelt, noch unsere Tierwelt irgendeine Abwehrmöglichkeit gegen den Kleinbären aufweisen und er alles vernichtet, was seinen Weg kreuzt, während er sich rasant vermehrt. Er gilt daher unter den Jägern als Spitzenprädator, der massive Schäden an unserem ökologischen Gleichgewicht verursacht und wird daher nun auch bei uns bejagt. Andere Leipziger Kleingartenvereine haben sich bereits dieser Aktion angeschlossen, mehr werden sich demnächst anschließen!

 

- Offiziell vs. Privat -

Wir weisen darauf hin, dass ausschließlich die durch den Vorstand koordinierten und per Jägerfallen gefangenen Waschbären von einer Tötung und Entsorgung des Jägers abgedeckt sind. Stellt ihr privat Lebendfallen auf (erlaubt), dürft ihr anschließend gefangene Tiere allerdings nicht töten (verboten), sondern müsst auf eure eigenen Kosten einen Jäger zur Entsorgung bestellen. Denn der Waschbär fällt unter das Jagdgesetz! Der Vorstand distanziert sich demnach hiermit ausdrücklich vom Fangen oder Entsorgen möglicher Tiere mit von euch privat ausgelegten und/oder befüllten Waschbärfallen innerhalb des KGV!

Neben den Vorstandsmitgliedern unterstützt uns Stephan Hegewald aus Garten 17 aktiv bei der offiziellen Fallenauslegung, Kontrolle und Meldung.

Bitte haltet euch von den Fallen und möglichen gefangenen Tieren fern!

 

- Was könnt/müsst ihr als Kleingärtner tun? -

 

- Bisherige KGV-Meldungen zum Waschbär -

 

- Quellen -